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Die hübsche Kleinstadt war einst Hauptort der mittelalterlichen Grafschaft Brehna. Ihre wichtigste Sehenswürdigkeit ist die St. Jakobus- und St. Clemens-Kirche. Der ungewöhnliche Sakralbau vereint drei Baukörper mit unterschiedlicher Geschichte: den vermutlich einst als Wehrbau genutzten Kirchturm, die Pfarr- sowie die Stiftskirche. Im Augustinerinnenkloster wurde Katharina von Bora erzogen, die spätere Ehefrau Martin Luthers.

Die Ursprünge des heutigen Kirchenbaus reichen wahrscheinlich bis ins 11. Jahrhundert zurück. Dietrich I. erhielt 1017 nach dem Tod seines Onkels Friedrich von Eilenburg vermutlich auch die Burg Brehna. Nach Dietrichs Tod bekamen seine Söhne Thimo I. und Gero die Grafschaft, die in einer ihrer Urkunden erstmals als solche erwähnt wurde.

Thimos Sohn Konrad der Große übergab nach seiner Abdankung die Grafschaft Brehna an seinen Sohn Friedrich I. Dessen Witwe Hedwig von Böhmen-Jamnitz stiftete 1201 das Augustiner-Chorfrauen-Stift St. Clemens, das bis zur Auflösung infolge der Reformation bis 1541 Bestand haben sollte. Von 1504 bis vermutlich 1508 weilte Katharina von Bora zur Erziehung in der Obhut der Augustinerfrauen. Eine kleine Ausstellung erinnert an die spätere Frau und Wegbegleiterin des Reformators Martin Luther.

Die Siedlung Brehna wurde 1142 anlässlich eines Besuchs Konrads im Ort erstmals erwähnt und erhielt wahrscheinlich um 1220 das Stadtrecht. Nach dem Erlöschen der Grafenlinie von Brehna 1290 kamen Ort und Grafschaft zunächst an die askanischen Fürsten von Sachsen-Wittenberg und fielen 1423 an die Wettiner zurück.

Die St. Jakobus- und St. Clemens-Kirche zählt zu den bedeutendsten Sakralbauten im Alten Wettiner Land. Ihr heutiger Zustand dokumentiert die steten Um- und Ausbauten dieser Doppelkirche. Ältester Teil ist die Basis des Kirchturms, die ursprünglich möglicherweise zu Wehrzwecken errichtet wurde. Manche Forscher vermuten hier den Standort der einstigen Burg Brehna.

Die Klosterkirche wurde südlich an die Stadtkirche St. Jakobus angefügt. Über einen heute zugemauerten Spitzbogendurchgang war sie mit dem Kloster verbunden, an das heute nur noch Mauerreste erinnern. Beide Kirchen wurden zu Beginn des 16. Jahrhunderts zunächst um einen neuen Chorbereich und die Stadtkirche kurze Zeit später um ein nördliches Schiff erweitert. Der Turm erhielt 1618 einen barocken achteckigen Aufbau mit Helm. Keine hundert Jahre später bei einem Brand zerstört, wurde er in der jetzigen Form wiederaufgebaut.

Die 1835 erbaute Orgel stammt vom bekannten Orgelbauer Friedrich Wilhelm Wäldner aus Halle. Darunter befindet sich die prächtige Patronatsloge der Familie Kronbiegel von 1724. Besonders wertvoll ist der barocke Hochaltar, der mit einem spätgotischen Triptychon mit kunstvoll geschnitzten Heiligenfiguren ausgestattet ist. In der Kirche sowie im rund zwei Hektar großen Park blieben zahlreiche Grabmale vom 17. bis 19. Jahrhundert erhalten.


Infos

Stadt- und Klosterkirche Brehna, Pestalozzistr. 06792 Sandersdorf-Brehna, www.pfarrbereich-sandersdorf-brehna.de, täglich geöffnet 8-20 Uhr

Sehenswertes in der Umgebung

Stadtzentrum Am langgezogenen Markt und in den angrenzenden Straßen blieben bis heute zahlreiche historische Gebäude erhalten. Sehenswert sind das 1713 nach einem Brand neu errichtete Alte Rathaus und das Neue Rathaus, ein ehemaliges Gutshaus aus dem 19. Jahrhundert. Am Alten Rathaus blieb das Renaissance-Portal erhalten. Seit 1980 steht eine Kopie der kursächsischen Postmeilensäule von 1730 auf dem Markt, rund 20 Jahre später kam der Brunnen zur Sage der Gans auf den goldenen Eiern hinzu.

Schmidtmühle Der Mühlenstandort ist seit dem 16. Jahrhundert belegt. Der erste Müller mit dem Namen Schmidt wurde 1844 erwähnt, seine Nachfahren besaßen das historische Bauwerk bis 1985. Seitdem befindet sich die Mühle im Besitz der Stadt.

Hädickemühle 1845 als Bockwindmühle errichtet, wurde sie 1946 nach einem Unfallschaden auf ein Rollenlager gebettet und so zur Paltrockmühle. Sie gilt als eine der besterhaltenen Mühlen der Region.

Hättet Ihr’s gewusst?

Zur Zeit der Gründung des Brehnaer Stiftes war das Klosterleben den Adligen vorbehalten. Oft waren es jüngere Söhne, die kein Anrecht auf einen Erbteil gehabt hätten, und jüngere Töchter, die durch das Leben im Orden sicher und versorgt waren. Für Frauen war das Nonnengelöbnis reizvoll, weil sie sich so einer Ehe mit einem ungeliebten Mann entziehen konnten. Sie erhielten im Kloster dieselbe hohe Bildung, wie Mönche. So konnte Katharina von Bora vermutlich bereits im Alter von etwa 12 Jahren lesen und schreiben, dazu sogar Latein. Allerdings entschloss sie sich 1523 unter dem Einfluss der Schriften der Reformation mit weiteren Frauen das Klosterleben für immer aufzugeben.

Konrad sagt…

Konrad

„Die Kirche in Brehna war schon immer ein Ort für Reisende. Einst machten hier Pilger Station auf ihrem beschwerlichen Weg zum Grab des Namenspatrons Jakob in Santiago de Compostela. Heute fährt man für ein paar besinnliche Momente kurz von der Autobahn ab.“