Die Wettiner und ihr Altes Land

Als die sächsischen Fürsten im 9. und 10. Jahrhundert in die Gebiete östlich des Harzes vordrangen, war die dünn besiedelte Landschaft dort geprägt von dichten Wäldern und Sümpfen. Die Porphyrkuppen der Gegend rund um den Burgward Wettin waren optimaler Ausguck und Ort der Machtdemonstration zugleich. Zudem lieferten sie mit ihrem Millionen Jahre alten Gestein einen idealen Baustoff. Die frühen Wettiner hatten erkannt, welche Möglichkeiten ihnen ihre militärisch-politische Überlegenheit in dieser Landschaft gegenüber der slawischen Bevölkerung bot.

Wer heute die fruchtbare Region im Saale-Bogen nördlich von Halle besucht, den empfängt eine deutlich andere Landschaft, als sie die frühen Wettiner vorfanden. Dichte, urwüchsige Wälder und weite Sumpfgebiete verhinderten an vielen Stellen das Vorankommen, wo heute weite landwirtschaftlich genutzte Flächen vorherrschen. So stellte etwa die Fuhneniederung noch bis ins 17. Jahrhundert hinein eine über weite Kilometer reichende natürliche Grenze zwischen den anhaltischen und kursächsischen Besitzungen dar.

Der Raum war jedoch nicht menschenleer. Seit dem 6./7. Jahrhundert hatten sich zahlreiche slawischsprachige Stämme angesiedelt. Diese waren bis ins 11. Jahrhundert größtenteils heidnischen Glaubens. So trieben die Wettiner wie die Askanier als christlich-sächsische Adlige durch die Ausdehnung ihres Siedlungsgebietes auch die Christianisierung des nördlichen Saalegebietes voran. Kirchen wurden auf slawischen Kultplätzen errichtet, neue Residenzen der Wettiner und ihrer Ministerialen auf alten slawischen Burgen.

Waren die meisten Gebäude zunächst aus Holz und Lehm erbaut, begannen die Wettiner schon früh den regionalen Porphyr für ihre eigenen Burgen, Kirchen und Klöster zu nutzen. So ließ etwa Konrad der Große sowohl die Burg Wettin massiv umbauen als auch das Kloster auf dem Petersberg errichten. Das strahlte auf die gesamte Region aus und so entstanden zu jener Zeit die meisten der bis heute noch im Kern erhaltenen romanischen Dorfkirchen.