Herrscher in Sachsen und Europa

Zwar schwächte die Leipziger Teilung Sachsens Position im Reich und begünstigte etwa den politischen Aufstieg Brandenburg-Preußens. Dennoch spielten die Wettiner weiterhin eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der mitteldeutschen Region und traten auch immer wieder auf europäischer Ebene in Erscheinung. Während sich die albertinische Linie nach der Übernahme des Kurfürstentitels durch Heinrichs Sohn Moritz (1521-1553) um den Zusammenhalt ihres Territoriums bemühte, aus dem 1806 das Königreich Sachsen hervorging, zerfiel das ernestinische Erbe in mehrere Teilfürstentümer, von denen die wichtigsten im 19. Jahrhundert Sachsen-Weimar, Sachsen-Coburg und Gotha sowie Sachsen-Altenburg waren.

Eine wichtige Rolle kam den Wettinern schon kurze Zeit nach der Leipziger Teilung bei der Reformation zu. So waren es etwa Ernsts Söhne Friedrich der Weise (1463–1525) und Johann der Beständige (1468–1532), die dem Kirchenreformator Martin Luther als sächsische Kurfürsten Schutz und Zuflucht gewährten. Sie führten die Reformation in ihrem Herrschaftsgebiet ein und auch Albrechts Sohn Heinrich der Fromme (1473–1541) war anders als sein Bruder und Vorgänger Georg der Bärtige (1471–1539) ein Anhänger der Reformation.

Bis heute bekanntester Vertreter der albertinischen Linie ist Friedrich August I. Als August der Starke (1670-1733) blieb er vor allem wegen seiner absolutistischen Politik und Hofhaltung nach dem Vorbild von Ludwig XIV. in Erinnerung. Von 1697 war er mit einer dreijährigen Unterbrechung ab 1706 bis zu seinem Tod zudem als König und Großfürst Herrscher über Polen-Litauen, den damals größten Territorialstaat Europas. Sein Sohn Friedrich August II. (1696-1763) führte diese Titel bis zu seinem Tod weiter und dessen Enkel Friedrich August III. wurde 1806 als Friedrich August I. (1750-1827) zum ersten König Sachsens gekrönt.

Aufseiten der ernestinischen Linie entstanden mehrere Einzelfürstentümer, unter denen sich im 19. Jahrhundert insbesondere Sachsen-Coburg und Gotha durch seine Heiratspolitik in den europäischen Hochadel einbrachte. So wurde etwa mit Leopold I. (1790-1865) 1831 ein sächsischer Prinz der erste König des neu entstandenen belgischen Staates. Aktueller Herrscher ist seit 2013 sein Nachfahr Philippe (geb. 1960).

Ebenfalls bis heute sind die Nachfahren des britischen Prinzgemahls Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819-1861) auf dem Thron vertreten. Edward VII. (1841-1910), der Sohn von Albert und Queen Victoria, war von 1901 bis zu seinem Tod König des Vereinigten Königreichs. Dessen Sohn Georg V. (1865-1936) änderte den Namen des Hauses während des Ersten Weltkrieges 1917 von Saxe-Coburg in den bis heute geltenden Namen Windsor ab. Zudem waren Angehörige des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha von 1836-1910 Könige von Portugal sowie von 1887-1946 Zaren von Bulgarien.

Mit der Abdankung von Friedrich August III. (1865-1932) am 13. November 1918 als König von Sachsen und der Abdankung der ernestinischen Fürsten endete die über 800-jährige Geschichte der Wettiner als Herrscher im mitteldeutschen Raum. Während das Königreich Sachsen nach 1918 als Freistaat Sachsen weiterlebte, bildeten die ernestinischen Herzogtümer nach 1918 den Kern des Freistaates Thüringen, bis auf Coburg, das sich dem Freistaat Bayern anschloss. Die nördlich gelegenen preußischen Teile Sachsens, Magdeburgs und Anhalt bilden seit 1990 das Bundesland Sachsen-Anhalt, das bereits in ähnlicher Form in den Anfangsjahren der DDR als Land existierte.