Von der Saale in die Königshäuser Europas

Rund um Burg und Stadt Wettin begann der Aufstieg der Wettiner zu einem der mächtigsten Adelsgeschlechter in Deutschland und Europa. Konrad I. (1098-1157) festigte von hier aus seine Macht, baute die Stammburg massiv aus und ließ auf dem nahen Petersberg das Augustinerchorherrenstift bauen. Sein Sohn Otto III. von Meißen (1125-1190) legte mithilfe von Silberfunden an der Freiburger Mulde den Grundstein für den Wohlstand des Hauses Wettin. Spätestens als dessen Enkel Heinrich der Erlauchte (1215-1288) im Jahre 1247 auch Landgraf von Thüringen wurde, verschob sich das Zentrum wettinischer Macht aber endgültig nach Süden und Osten. Dennoch können im Alten Wettiner Land bis heute bedeutende Zeugnisse aus ihrer Anfangszeit besichtigt werden.


Im „Wilden Osten“

Auf Burg Wettin begann der Aufstieg der Wettiner
Stammburg der Wettiner

Wie bei den meisten Adelsfamilien ist auch über die Anfänge der Wettiner nur wenig bekannt. Bevor sie sich nach dem 961 erstmals urkundlich erwähnten Burgward „civitas Vitin“ benannten, waren ihre Ahnen wohl im sächsischen Schwaben- und Harzgau ansässig und aktiv an der Expansion des ostfränkischen Reichsgebietes in die Landschaften östlich von Alstsachsen beteiligt. Aufstieg und Konsolidierung ihrer Position im Hochmittelalter sind auf das engste mit der Besiedlung dieser „Slawenmarken“ nach deutschem Recht verbunden. [mehr]

Konsolidierung der wettinischen Hausmacht

Konrad
Konrad der Große

Unter Konrad I. kam es im 12. Jahrhundert zur endgültigen Stärkung der Wettiner in den östlichen Marken. Der Wettiner trieb den Landesausbau nach deutschem Recht voran, ließ Wälder roden, Städte und Klöster gründen, konzentrierte sich später zunehmend auf die Friedenssicherung und Ordnung in der Markgrafschaft. Als Zeichen seiner Macht ließ Konrad die Burg Wettin umfassend ausbauen und das von seinem Bruder Dedo IV. von Wettin 1124 begonnene Augustinerchorherrenstift auf dem Lauterberg mit seiner monumentalen Peterskirche errichten. [mehr]

Die Anfänge der Dynastie

Sarkophag Ottos des Reichen

Konrad dankte 1156 ab und ging ins Kloster auf dem Petersberg, wo er ein Jahr später verstarb und begraben wurde. Zuvor teilte er seinen Besitz unter seinen fünf Söhnen auf. Am bedeutendsten für das weitere Geschick der Wettiner war Markgraf Otto III., da seine Brüder teils ohne männliche Erben starben, teils ihre Linien später erloschen. Auch wenn Ottos Stand im Reich nicht annähernd dem seines Vaters glich, legte er mit der weiteren Förderung von Landesausbau und Kolonisation den Grundstein für den Erfolg kommender Generationen. Ermöglicht wurde ihm dies vor allem nach 1168 durch den Fund ergiebiger Silbererzvorkommen bei Christiansdorf. Aus der dortigen Bergmannssiedlung entstand später die Universitätsstadt Freiberg. [mehr]

Weichenstellung für die Zukunft

Besitz Heinrichs des Erlauchten

Eine bedeutsame Wendung sollte unter Heinrich dem Erlauchten stattfinden. Als Vierjähriger 1221 unter Vormundschaft zum neuen Markgrafen ausgerufen, sollte er diesen Titel über 67 Jahre führen. Ihm gelang es nicht nur, die Besitzungen seines Hauses weiter auszudehnen. Als sein Onkel Heinrich Raspe IV. 1247 starb, folgte er diesem als Landgraf von Thüringen nach und verschob die territoriale Ausdehnung des wettinischen Besitzes weit nach Südwesten. [mehr]

Vom Zentrum an die Peripherie

Herzog August von Sachsen-Merseburg-Zörbig

Nachdem die Wettiner große Teile ihrer Besitzungen an das Erzbistum Magdeburg verkauft hatten und sich spätestens nach der Leipziger Teilung 1485 der Machtschwerpunkt der albertinischen Linie komplett nach Dresden sowie die Zentren der ernestinischen Linie in den thüringischen Raum verlagert hatten, lag das Alte Wettiner Land im Grenzraum von Kursachsen, den anhaltischen Fürstentümern und den Magdeburger Besitzungen. Hier kam Zörbig im 17. Jahrhundert nochmals für sehr kurze Zeit zu neuer Bedeutung als Residenz der Sekundogenitur Sachsen-Merseburg-Zörbig. [mehr]

Herrscher in Sachsen und Europa

August der Starke

Zwar schwächte die Leipziger Teilung die Position Sachsens im Reich zugunsten Brandenburg-Preußens. Die Wettiner spielten aber weiterhin eine herausragende Rolle bei der Entwicklung der mitteldeutschen Region und auch auf europäischer Ebene. So nahmen etwa Friedrich der Weise und sein Bruder Johann der Beständige Martin Luther in Schutz und führten die Reformation in Sachsen ein. Mit August dem Starken kam erstmals ein Wettiner auf einen europäischen Thron: Von 1697 bis zu seinem Tod 1733 war er mit dreijähriger Unterbrechung König und Großfürst in Polen-Litauen. Bis heute gehören zudem Nachfahren der ernestinischen Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha zu den letzten gekrönten Häuptern des Kontinents. So etwa König Charles III. im Vereinten Königreich oder Phillippe von Belgien. [mehr]

Die Wettiner und die Landschaft

Landschaft am Wettiner Weg
Blick auf das Saaletal

Als die sächsischen Fürsten im 9. und 10. Jahrhundert in die Gebiete östlich des Harzes vordrangen, war die dünn besiedelte Landschaft dort geprägt von dichten Wäldern und Sümpfen. Die Porphyrkuppen der Gegend rund um den Burgward Wettin waren optimaler Ausguck und Ort der Machtdemonstration zugleich. Zudem lieferten sie mit ihrem Millionen Jahre alten Gestein einen idealen Baustoff. Die frühen Wettiner hatten erkannt, welche Möglichkeiten ihnen ihre militärisch-politische Überlegenheit in dieser Landschaft gegenüber der slawischen Bevölkerung bot. [mehr]