St. Petri Löbejün

Seit dem 15. Jahrhundert ist die Petrikirche das weithin sichtbare Wahrzeichen von Löbejün. Ihre Ursprünge liegen aber in einer Kapelle, die Konrad der Große dem Kloster auf dem Petersberg geschenkt hatte. Zu ihren Füßen erblickte der Balladenkomponist Carl Loewe im ehemaligen Schulhaus 1796 das Licht der Welt.

Über die Ursprünge von Löbejün ist nicht viel bekannt. 961 wurde die „civitas Liubuhun“ erstmals urkundlich erwähnt. Der einst altslawische Burgwall war damals einer der Hauptorte im Gau Nudzici, in dem die wettinische Herrschaft ihren Anfang nahm. Die Burg ging 1152 in den Besitz des Erzbistums Magdeburg über, wurde später von den Herren von Krosigk verwaltet und 1566 beim großen Stadtbrand zerstört.

Auf die Anfänge der heutigen Petrikirche weist die Wahl des Patrons hin: Konrad hatte dem Kloster Petersberg 1125 zu dessen Stiftung eine Kapelle in der nördlich gelegenen Burgsiedlung Löbejün geschenkt. Über die Jahrhunderte entwickelte sich der Bau wohl zu einem größeren Kirchengebäude. Um 1485-1487 erfolgte ein Neubau im Stil der Spätgotik. Zu diesem Zeitpunkt gehörte die Stadt Löbejün wie die Burg bereits zum Erzstift Magdeburg.

Der Stadtbrand ließ nur Teile des Kirchenschiffes und des Chores unversehrt, bis 1588 erfolgte der Neubau in seiner heutigen Form. Der Kirchturm mit Renaissancegiebeln wurde ein Jahr später vollendet. Als Baumaterial wurde Löbejüner Porphyr genutzt.

Das Innere des Gotteshauses kommt schlicht daher. Sehenswert sind die mit mehreren Reliefs und Figuren der Evangelisten geschmückte Sandsteinkanzel von 1586 sowie der manieristische Flügelaltar von 1604, der die Passion Christi darstellt. Erhalten blieben zudem zahlreiche Grabmale der Familie von Krosigk. 1901 ersetzte der bekannte Zörbiger Orgelbaumeister Wilhelm Rühlmann die Renaissance-Orgel durch ein zeitgemäßes Instrument im Stil der Romantik. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurden die Prospektpfeifen für Munition eingeschmolzen. 2018 erfolgte eine umfassende Sanierung. Seitdem erklingt die Orgel bei Gottesdiensten sowie Konzertveranstaltungen wieder in altem Klang.


Infos

Stadtkirche St. Petri, Am Kirchhof 1, 06193 Wettin-Löbejün

Carl-Loewe-Museum, Am Kirchhof 2, 06193 Wettin-Löbejün; Infos zu Besichtigungen unter www.carl-loewe-gesellschaft.de 

Touristeninformation, Kämnitz 1, 06193 Wettin-Löbejün. Geöffnet di/do 9-18, mi 9-12 Uhr, www.stadt-wettin-loebejuen.de

Sehenswertes in der Umgebung

Altstadt Löbejün besitzt ein wunderbar erhaltenes mittelalterliches Stadtbild, das mit seinen teils starken Steigungen und engen Gässchen bezaubert. Straßenpflaster und Gebäude bestehen zu großen Teilen aus Löbejüner Porphyr, so auch das 1607 vollendete Hallesche Tor, das einzige noch erhaltene Stadttor im ganzen Saalekreis.

Dampfzylinder Der historische Dampfzylinder neben dem Kochstor 13 ist Teil der ersten deutschen Dampfmaschine. Sie war von 1785-1794 in Burgörner (Hettstedt) und bis 1848 im Hoffmannsschacht in Löbejün im Einsatz. Bis ins 19. Jahrhundert waren rund um die Stadt mehrere Steinkohlebergwerke in Betrieb.

Carl-Loewe-Haus Der Komponist, der besonders für seine Balladen bekannt war, wurde am 30. November 1796 im Löbejüner Schulhaus neben der Petrikirche geboren. Das Gebäude wurde 1887 durch einen Neubau ersetzt, in dem sich heute ein Museum befindet, das dem bekanntesten Sohn der Stadt gewidmet ist. Die Carl-Loewe-Gesellschaft veranstaltet regelmäßig thematische Stadtführungen und die Carl-Loewe-Festtage, ein mehrtägiges Musikfest, das dem Schaffen des großen Sohnes der Stadt gewidmet ist. Vor dem Neuen Rathaus erinnert zudem eine Büste aus Porphyr an Carl Loewe.

Kletterfelsen im Natursteinbruch. Die bis zu 40 Meter hohen Wände des ehemaligen Aktienbruchs am Merbitzer Berg westlich von Löbejün sind ein beliebtes Klettergebiet. Genutzt werden dürfen sie nur von Mitgliedern der örtlichen IG Klettern sowie des Deutschen Alpenvereins.

Plötz Seit dem 14. Jahrhundert ist der Steinkohlebergbau in Plötz belegt. Die weithin sichtbare Abraumhalde, heute ein Biotop, zeugt noch von dieser Geschichte. Zudem wurde eine Gedenktafel am Zugang zum 1967 stillgelegten Carl-Moritz-Schacht angebracht. Ein beliebtes Ausflugsziel ist die geflutete Kiesgrube im Südwesten des Ortes. Sie ist für ihre reiche Insektenwelt bekannt.

Hättet Ihr’s gewusst?

Wegen seiner hohen Belastbarkeit und der warmen rötlichen Färbung ist der Löbejüner Porphyr seit gut 500 Jahren ein beliebter Baustoff. Entstanden ist er vor rund 300 Millionen Jahren als vulkanisches Gestein. Ihr könnt ihn nicht nur überall an Gebäuden, Straßen und Skulpturen im Saalekreis finden, sondern auch am ehemaligen Staatsratsgebäude in Berlin oder im Magdeburger Dom.

Konrad sagt…

Konrad

„Wir Wettiner haben in vielen Orten unsere Spuren hinterlassen, aber Carl Loewe hat uns noch übertroffen. Sogar ein Asteroid wurde 1999 nach dem Balladenkönig benannt.“