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Die Peißener Kirche ist ein kleines Juwel vor den Toren von Halle. Wann genau das Gotteshaus mit dem ungewöhnlichen Rundturm entstanden ist, lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren. Erbaut wurde sie im Stil der Romanik.

Abseits der modernen Gewerbegebiete zeigt sich der Ort von seiner historisch-dörflichen Seite. Zwischen dem Gutshof aus dem 19. Jahrhundert und der ebenfalls historischen Bebauung des St. Wenzel-Platzes erhebt sich gut sichtbar der spitze Turmaufsatz.

Wenn auch nichts über die genaue Entstehung bekannt ist, so ist doch eines sicher: Rundturmkirchen zählen heute östlich von Main, Harz und Niedersachsen eher zu den seltenen sakralen Architekturformen. Ob der kreisrunde Turm aus Porphyrbruchstein wirklich, wie oftmals angenommen, schon im 10. Jahrhundert als Fluchtturm Bestand hatte, lässt sich indes nicht zweifelsfrei klären. Das könnte zumindest die zugemauerten Öffnungen unter den romanischen Schallarkaden auf der Nord- und Südseite erklären. Möglicherweise waren das Einstiegsluken in den Turm.

Zum Zeitpunkt der ersten urkundlichen Erwähnung Peißens 1332 gab es wohl bereits länger eine Straße, die den Ort mit Halle und Landsberg verband. Vermutlich befand sich Peißen damals im Besitz von Ministerialen der Wettiner.

Um 1200 könnte der Turm erhöht und um die Kirche in ihrer heutigen Form ergänzt worden sein. Als Baumaterial wurde für beide Gebäudeteile lokaler Porphyrbruchstein verwendet. Bei späteren Um- und Ausbauten wurde das Kirchenschiff erweitert und der Turm durch ein Kegeldach von knapp 14 auf nahezu 28 Meter erhöht. Weitere Umbauten erfolgten 1852.

Zu den ältesten Zeugnissen der romanischen Vergangenheit von St. Wenzel zählt das heute vom Portalbau verdeckte Tympanon der Hauptpforte im Süden. Um 1250 datiert der ebenfalls im Stil der Romanik erschaffene, mit Rundbogenfeldern und Symbolen versehene Taufstein. Prachtvoller Blickfang im Innenraum ist der gotische Schnitzaltar von 1470. Er stammt wahrscheinlich aus einer fränkischen Werkstatt und zeigt neben der zentral stehenden Maria mit dem Jesuskind die vier Heiligen Dorothea, Katharina, Barbara und Margarete.

Die Orgel wurde 1868 von der renommierten Werkstatt August Ferdinand Wäldner aus Halle erschaffen. Im Zuge ihrer Grundsanierung im Jahre 2000 erhielt sie die im Ersten Weltkrieg eingeschmolzenen Zinnpfeifen zurück. Das barocke Kruzifix wurde 1704 von Andreas Gruber aus Halle geschaffen. Die größere der beiden heutigen Glocken stammt aus dem Jahr 1483, 2011 stifteten Angehörige der Gemeinde die zweite Glocke.

An den Namensgeber der Kirche, den Heiligen Wenzel, erinnerte eine kleine Ausstellung im Turmraum.


Infos

St. Wenzel Peißen, Sankt-Wenzel-Platz, 06188 Landsberg
Schlüssel zur Besichtigung im Nachbargebäude.

Gut Stichelsdorf, Stichelsdorfer Str. 06188 Landsberg

Mühlenhotel Halle-Leipzig, An der Windmühle 1, 06188 Landsberg, www.muehlenhotel-halle.dede   

Sehenswertes in der Umgebung

Historische Mühle Die Geschicht der Peißener Mühle reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Heute steht der Bau im Mittelpunkt des Mühlenhotels und beherbergt eine Bar und eine Suite. 

Gut Stichelsdorf Der Pfarrer August Hermann Francke gründete um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert eine Vielzahl von Bildungs- und Erziehungsanstalten sowie ein Waisenhaus, die späteren Franckeschen Stiftungen. Der Stichelsdorfer Gutshof diente der Produktion von Lebensmitteln für seine Zöglinge. Diese Tradition wird seit dem Wiedererwerb durch die Stiftungen in den 1990er Jahren bis heute weitergeführt. Auf dem Gelände finden Bildungsveranstaltungen statt. Im Hofladen können Besucher Bio-Produkte erwerben.

Hättet Ihr’s gewusst?

Früher dienten sie zur Umspannung des elektrischen Stroms aus den Überlandleitungen auf 230 Volt für die Haushalte – heute wohnen dort Schleiereule, Fledermaus und Co. Mit dem Neubau modernerer Anlagen wurden die alten Trafotürme im Saalekreis nutzlos. Doch Naturschützer hatten schon Ende der 1990er Jahre erkannt, dass die kleinen Bauwerke ein idealer Unterschlupf für viele Tierarten bieten. So wurde auch der Trafoturm von Peißen schon 2002 zum „Artenschutzturm“.

Konrad sagt…

Konrad

„Ganz schön pfiffig sind sie in Peißen. Weil ihre alte Bockwindmühle zum Mahlen nicht mehr taugte, bauten sie ringsum eine schöne Herberge. In der Mühlenbar schenkt man Alkohol aus und wenn sich dann nachts etwas dreht, dann sind es nicht unbedingt die Windmühlenflügel.“