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Steinzeit, Römerzeit, Wettiner und Preußen – die Liste der historischen Funde in und um das heutige Quetzdölsdorf ist lang. Der wettinische Ministerialensitz in Quetz wurde 1232 erstmals erwähnt. Unweit davon befand sich auf dem Quetzer Berg die alte Gerichtsstätte Mettine, die im 13. Jahrhundert als Ort für das markgräfliche Landding, also die landherrliche Gerichtsversammlung, diente. Einen Besuch wert ist der romantische Landschaftspark mit dem frühklassizistischen Schloss.

Als Quetz 1232 erstmals urkundlich erwähnt wurde, befand sich dort bereits der Sitz einer Familie von Altfill, die Ministerialen des Meißner Markgrafen waren. Die Burganlage wurde wahrscheinlich auf einer älteren slawischen Burg errichtet. Die Siedlungsgeschichte um den beschaulichen Ort, der 1931 aus den Dörfern Quetz und Dölsdorf entstand, geht aber noch viel weiter zurück. So wurden seit dem 19. Jahrhundert mehrere steinzeitliche Gräber und eines der größten germanischen Fürstengräber römischer Zeit in diesem Teil Deutschlands gefunden.

Einer der jüngsten Funde war das jungsteinzeitliche Siedlungsgrab einer Frau mit Kind auf einem Privatgrundstück in der Spörener Straße. Das reich mit römischen Importwaren ausgestattete hermundurische Fürstengrab stammt hingegen aus dem späten 1. Jahrhundert und wurde 1982 bei Bauarbeiten am Sportplatz gefunden. Wie die anderen Funde sind auch die Stücke aus diesem Grab heute im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zu sehen.

Bereits 1897 wurden auf dem Quetzer Berg die Reste eines steinzeitlichen Megalithgrabes gefunden und abgetragen. Der Berg spielte über viele Jahrhunderte wahrscheinlich eine bedeutende kultische Rolle. In wettinischer Zeit hatte sich dort die Gerichtsstätte Mettine befunden, deren Vorsitz ab 1156 die wettinischen Grafen von Brehna führten und die später mehrfach von den meißnischen Markgrafen als Ort ihres Landdings genutzt wurde. Für 1209 ist die Anwesenheit Eike von Repgows auf dem Ding belegt. Der Verfasser des Sachsenspiegels war einer der 14 Beisitzer eines Rechtsaktes, in dem es um die Schenkung der Burg Spören an das Kloster Nienburg ging.

Aus jener Zeit stammte wohl auch die einstige Dorfkirche von Quetz. Von dem stattlichen spätromanischen Bau sind nur noch Ruinen des Chorraumes sowie zwei Glocken aus dem 16. und 18. Jahrhundert erhalten. Wegen Einsturzgefahr wurde das Gotteshaus 1988 gesprengt. Erhalten blieben hingegen Schloss und Park Quetz. Die Anlage entstand ab 1788 auf Geheiß der Familie von Graevenitz, in deren Besitz sich das Rittergut seit 1779 befand. Vom Aufbau her mit elf Fensterfeldern sowie einem dreiachsigen Mittelrisalit auf der Hofseite ähnelt Schloss Quetz den Anlagen in Mosigkau und Oranienbaum im Dessau-Wörlitzer Gartenreich, die kurz zuvor entstanden waren. Die bis heute in Teilen erhaltene Innenarchitektur stammt vom bedeutenden Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorf. Umgeben ist es vom historischen Landschaftspark am Strengbach, der mit seinem alten Baumbestand und dem Dorfteich zum Entdecken einlädt.


Infos

Schloss Quetz, Geschwister-Scholl-Str. 25, 06780 Zörbig

Verein Land.Leben.Kunst.Werk, Geschwister-Scholl-Str. 9, 06780 Zörbig. Iofs zu Hofladen und Übernachtung unter www.landlebenkunstwerk.de

Sehenswertes in der Umgebung

Pfarrhof Der historische Pfarrhof von 1889 und die zugehörige Scheune aus dem 18. Jahrhundert wurden aus lokalem Porphyr erbaut. In der liebevoll renovierten Anlage hat der Verein Land.Leben.Kunst.Werk.e.V. seinen Sitz, der die Dorfgemeinschaft mit zahlreichen kulturellen Angeboten bereichert.

Quetzer Berg Der markante Porphyrrücken, auf dem sich einst die Gerichtsstätte Mettine befand, ist heute ein Naturdenkmal. An seinen Rändern finden sich alte Steinbrüche, sein Rücken ist romantisch wild und dient einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren als Lebensraum.

Hättet Ihr’s gewusst?

In Quetzdölsdorf gab es einen der ersten Kindergärten in den damaligen deutschsprachigen Ländern. Eingerichtet wurde er 1846 vom Dorfpfarrer Ludwig Wildenhagen. Er war ein Bekannter von Friedrich Fröbel und ein Anhänger von dessen Erziehungsweise. Dieser thüringische Gelehrte hatte erkannt, dass Kleinkinder nicht durch Belehrung, sondern durch gemeinsames Spielen, Singen und Werken am besten lernen. Wie erfolgreich diese Ideen und Erziehungskonzepte waren, könnt Ihr daran sehen, dass Kindergärten heute für uns eine ganz normale Sache sind.

Konrad sagt…

Konrad

„Erstaunlich, wie man sich lange vor unserer Zeit beerdigen ließen. Im Fürstengrab von Quetzdölsdorf aus dem 1. Jahrhundert fand man zum Beispiel einen Eimer und eine Garnitur aus Kelle und Sieb, um Weingewürze abzuseihen, zwei Kasserolen zum Kochen und eine Schere.“