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Über die Anfänge des mehrfach erweiterten romanischen Gotteshauses in Stumsdorf ist nicht viel bekannt. Allerdings lässt seine Ausstattung Schlüsse über die Entstehungszeit zu. Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine geheimnisvolle Grabplatte gefunden, die wohl aus dem 13. Jahrhundert stammt. Entdeckt wurde auch ein wertvolle spätgotische Madonnenfigur, die Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen wurde.

Ob die Alten Wettiner von der Stumsdorfer Kirche wussten, ist nicht überliefert. Wie bei den meisten der historischen Dorfkirchen der Region lässt sich ihre Entstehungsgeschichte nicht gesichert rekonstruieren. Augenscheinlich weist der älteste Bauteil von Turm und Kirchenschiff im Stil der Romanik aber darauf hin, dass das Gotteshaus im 11. oder 12. Jahrhundert errichtet wurde.

Später folgten verschiedene Aus- und Umbauten. So wurde etwa der Turm 1836 erhöht und sein Dach umgestaltet, 1887 erhielt der Chor seine heutige Gestalt. Im Zuge der sich anschließenden Arbeiten an der neuen Heizungsanlage der Kirche wurde eine Grabplatte gefunden, die wohl zeitweise auch als Altar gedient hatte. Sie zeigt die eindeutig romanische, mit Rötel farblich hervorgehobene Ritzzeichnung einer augenscheinlich adligen Frau und die Fragmente einer Inschrift.

Nach Untersuchungen wurde die Herstellung der massiven Platte aus Sandstein ungefähr auf das Jahr 1250 datiert. Die in Teilen erhaltene Inschrift legt die Vermutung nahe, dass es sich um die Stifterin der Kirche oder ihrer Erweiterung handeln könnte. Zudem wird darüber spekuliert, ob es sich bei der Dargestellten möglicherweise um eine Angehörige der Wettiner Grafenfamilie gehandelt haben könnte und die Gruft ihr als Grablege diente.

Eine weitere seltene Kostbarkeit stellt die lebensgroße Statue der Madonna dar. Auch sie verbrachte Jahrzehnte zugeschüttet, bevor sie 1951 zurück in die Kirche verbracht wurde. Bei Untersuchungen wurde festgestellt, dass die spätgotische Sandsteinskulptur um 1350-60 erschaffen wurde und vergleichbare Merkmale mit Skulpturen im Augsburger, Erfurter und Halberstädter Dom aufweist. Sie stammt wahrscheinlich aus einer Erfurter Werkstatt.

Sehenswert ist zudem der überlebensgroße Christus am Kreuz. Die Skulptur aus Lindenholz stammt aus der Zeit um 1550 und befindet sich über dem Altar der Stumsdorfer Kirche. Die heutige Orgel entstand von 1858 bis 1888 unter Einbeziehung von Teilen einer älteren Orgel durch die renommierte Zörbiger Manufaktur Rühlmann. Sie wurde 2013 umfangreich erneuert.


Infos

Dorfkirche Stumsdorf, Zur Mühle 1, 06780 Zörbig

Dorfkirche Werben, An der Kirche 7, 06780 Zörbig von 1.4. bis 31.10. täglich 10-18 Uhr geöffnet

Dorfkirche Rieda, Thomas-Müntzer-Str. 13, 06780 Zörbig, www.kirche-in-rieda.de

Sehenswertes in der Umgebung

Kirche Werben Das 1877 im Stil der Neoromanik aus Porphyr und Sandstein errichtete Gotteshaus ersetzte die wenige Jahre zuvor abgerissene mittelalterliche Dorfkirche. Deren einziges erhaltenes Stück ist ein spätgotisches Taufbecken, das in der Taufkapelle aufgestellt wurde. Die Orgel aus der Rühlmannschen Manufaktur gehört zur Erstausstattung der neuen Kirche. Die Glocke von 1280 stammt aus Rieda. Wand- und Deckenmalereien wurden um 2016 erneuert. Das Dorf Werben war erstmals 1018 erwähnt worden.

Kirche Rieda Das Dorf wurde 1156 erstmals urkundlich erwähnt, als Konrad der Große Ländereien dort an das Kloster auf dem Petersberg schenkte. Die romanische Dorfkirche entstand vermutlich um 1200. Der 14 Meter hohe massive Westquerturm mit romanischen Schallarkaden sowie Teile des Mauerwerks stammen aus dieser Zeit. Die Apsis wurde später im gotischen Stil gestaltet. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Ostwand des Turms herausgebrochen, um das Kirchenschiff in den Turm zu verlängern. Seit den 1970er-Jahren blieb die Kirche ungenutzt. Ab 2016 wurde sie dank einer Privatinitiative als Gemeinschaftsprojekt vor dem Verfall gerettet und restauriert. Seit 2021 finden hier wieder Gottesdienste und zudem Kulturveranstaltungen statt. Bei Veranstaltungen können Sanitäranlagen im nahe gelegenen alten Pfarrhaus genutzt werden.

Noch auf dem Gebiet von Rieda liegt die Stumsdorfer Mühle, eine Bockwindmühle aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie befand sich ursprünglich in Löbejün und wurde 1903 als Ersatz für die bei Sturm zerstörte alte Mühle aufgestellt. Sie war bis 1963 in Betrieb.

Hättet Ihr’s gewusst?

1840 änderte sich das Leben der Stumsdorfer von einem Tag auf den anderen. Damals eröffnete die Bahnlinie Magdeburg-Halle und das kleine Dorf bekam einen der ersten Bahnhöfe der deutschen Länder. Lebten die Einwohner bisher hauptsächlich von der Landwirtschaft, siedelten sich jetzt verschiedene Großbetriebe in Stumsdorf an. 1897 kamen das heutige Bahnhofsgebäude und eine neue Bahnlinie nach Bitterfeld hinzu. Die „Zörbiger Saftbahn“ erhielt ihren Namen nicht zufällig: Außer für den Personenverkehr diente sie vor allem für den Transport von Zuckerrübensaft, des wichtigsten Erzeugnisses der Region. Es gelangte von hier zu Großhändlern in Städten wie Leipzig und Berlin.

Konrad sagt…

Konrad

„Wie schade, dass zu meiner Zeit noch keine Zuckerrüben im Wettiner Land angebaut wurde. Die wurden ja leider erst im 18. Jahrhundert erfunden. Bis dahin musste man den teuren Zucker noch aus fernen Ländern einführen – und den köstlichen Rübensirup gab’s auch noch nicht.“