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Bis 1936 waren Salzfurt und Kapelle zwei eigenständige Orte. Ihre Namen kommen nicht von ungefähr. So befand sich das eine Dorf an einer Furt der Fuhne, über welche die Salzstraße von der Halleschen Saline nach Dessau führte. Im anderen befand sich seit den Zeiten der Alten Wettiner eine Kapelle, die später zur Kirche ausgebaut wurde. Sie ist eine der wenigen Bauten Deutschlands, die ursprünglich als Rotunde ausgeführt wurden.

Erstmals urkundlich belegt ist „Capelle“ 1285, als Graf Albrecht I. von Anhalt die Kirche im heutigen Riesdorf gründete und die dortigen Einwohner von den Parochialabgaben an Capelle befreite. Sehr wahrscheinlich handelt es sich auch bei der in einer Schenkungsurkunde Konrad des Großen 1127 an das Kloster auf dem Petersberg erwähnten Kapelle nördlich von Zörbig um eben diese.

In jedem Falle hatten die beiden Gotteshäuser auf dem Petersberg und im heutigen Salzfurtkapelle eines gemeinsam: Sie zählten zu den wenigen sakralen Rundbauten in den slawischen Grenzgebieten. Von der einstigen Petersberger Kapelle sind heute nur noch Fundamente übrig, der ursprünglich romanische Bruchsteinbau in Salzfurtkapelle bis heute erhalten geblieben. Im 11. oder 12. Jahrhundert errichtet, wurde er später um ein Kirchenschiff mit Westquerturm im Stil der Gotik erweitert und dient heute als Chor und Apsis.

Während Capelle lange Zeit anhaltisch war, gehörte Salzfurt zum wettinischen Kursachsen. Beide Orte kamen mit dem späteren Rittergut Salzfurt ab 1522 in den Besitz der Herren von Zanthier, die sowohl Lehnsmänner der Wettiner wie auch der Askanier waren. Diese verkauften 1744 ihre anhaltischen Besitzungen an Leopold I. von Anhalt-Dessau, der zwei Jahre später auch den kursächsischen Anteil erwarb.

Über einen Gebietstausch kam Capelle damals an Sachsen und Fürst Leopold wurde somit Lehnsmann des wettinischen Kurfürsten. Bis heute blieb der landwirtschaftliche Charakter beider Orte erhalten, der sich vom Zanthierschen Rittergut über die kursächsische Domäne und spätere LPG bis zur heutigen Agrargenossenschaft zieht. So blieben bis heute eine Vielzahl historischer Bauernhäuser, die Bauten des Rittergutes sowie Gasthäuser erhalten.

Die Kirche erhielt ihre heutige Gestalt Ende des 17. Jahrhunderts. Bis 1696 ließ die Familie von Zanthier die während des Dreißigjährigen Krieges und durch spätere Brandstiftungen zerstörte Kirche wiederaufbauen und dabei teils massiv verändern. So wurde über dem Erbbegräbnis der Zanthiers ein Querbau errichtet, das Kirchenschiff mit Tonnengewölbe, Empore und Kanzel im Stil des Barocks ausgestattet und Turm wie die Kirche selbst erhöht. Die heutige Orgel wurde 1905 von der Zörbiger Manufaktur Wilhelm Rühlmann erbaut.

Gewölbe und Empore zeigen reich verzierte Malereien aus dem 17. Jahrhundert. Die Kanzel von 1678 wurde mit Bildern der Evangelisten versehen, der vier Jahre ältere Barockaltar zeigt in seinem zentralen Teil ein Gemälde vom Letzten Abendmahl. Erhalten blieben auch die Patronatsloge sowie zahlreiche Grabmale der Familie von Zanthier in Stein- und Holzausführung.


Infos

Kirche Salzfurtkapelle, An der Capelle, 06780 Zörbig

Sehenswertes in der Umgebung

Löberitz Unweit der Fuhnequelle befand sich wohl schon zu vorwettinischer Zeit eine sorbische Siedlung. 1207 erstmals urkundlich erwähnt, entwickelte sich „Luberitz“ zum Hauptort für die umliegenden Siedlungen. Die Kirche St. Martin wurde 1432 errichtet. Wichtigste Sehenswürdigkeiten des spätgotischen Gotteshauses sind ein Taufstein von 1576 sowie die Barockempore.

Schachmuseum Löberitz 1871 wurde in Löberitzer Gasthof zur Weintraube einer der ältesten Schachclubs in Deutschland gegründet. Der Club wurde 1914 aufgelöst, die Schachspieltradition blieb erhalten. Die heutige „Schachgemeinschaft 1871 Löberitz“ wurde 1983 gegründet. Geschichte und Geschichten rund um den Denksport präsentiert der Verein im Schachmuseum, das auch den historischen Burgkeller nutzt.

Fuhne-Quellgebiet Am östlichen Rand von Zehbitz befinden sich einige Meter entfernt vom Radweg das Quellgebiet und die Wasserscheide der Fuhne mit einem kleinen Rastplatz. 

Hättet Ihr’s gewusst?

Salz war einer der begehrtesten Rohstoffe im Mittelalter und wurde in Gold aufgewogen. Anders als wir heutzutage haben es die Menschen damals aber nicht hauptsächlich zum Würzen genutzt. Da es damals keine Kühlschränke gab, war es vielmehr eine der wenigen Möglichkeiten, Lebensmittel über längere Zeit haltbar zu machen. So wurde es etwa zum Einlegen (Pökeln) von Fleisch und Fisch oder zum Fermentieren von Gemüse wie etwa Sauerkraut genutzt. Halle war eine der wichtigsten Förderstätten für das „weiße Gold“ im mitteldeutschen Raum und kam durch den Verkauf schon früh zu einigem Reichtum.

Konrad sagt…

Konrad

„Wie sich die Zeiten ändern: Salz gibt es heute für wenig Geld. Zu meiner Zeit war es das ,weiße Gold‘ und manche Schlachten wurden darum geschlagen. Halle wurde im Mittelalter durch den Salzhandel reich. Ein Teil des ,weißen Goldes‘ wurde auf der Salzstraße Richtung Norden transportiert. An der Fuhne mussten die Wagen eine Furt passieren. So entstand der Name Salzfurt für einen Ort, der heute einen Teil von Salzfurtkapelle bildet.“