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Über die weithin sichtbar auf einer Porphyrkuppe gelegene Burganlage von Hohenthurm ist nur wenig bekannt. Um 1124 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt, etwas später befand sie sich im Besitz der Familie Hohenthurm, die Lehnsnehmer der Wettiner waren. Aus jener Zeit blieben der markante Bergfried und die Martin-Luther-Kirche erhalten. Das Schloss der Familie Wuthenau stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Der namensgebende Bergfried in Hohenthurm entstand in seiner jetzigen Form wie die benachbarte Kirche im 12. Jahrhundert. Seine Ursprünge liegen aber wahrscheinlich bereits in der Zeit des ostfränkischen Königs Heinrich I. im 10. Jahrhundert. Der ließ nach seinen „Slawenfeldzügen“ zahlreiche Festungen zur Sicherung der sächsischen Grenze errichten. In diese Zeit fallen auch die Anfänge des Geschlechts der Wettiner im nahegelegenen Wettin.

Gut 200 Jahre später sind die Herren von Hohenthurm als Lehnsnehmer der Wettiner auf der Burg belegt, so etwa um 1244 ein „Arnoldus de alta turri“. Mit dem Verkauf der Mark Landsberg gelangte die Anlage knapp 50 Jahre später in den Besitz der brandenburgischen Askanier. Das Geschlecht Hohenthurm erlosch 1398, als Burg und Ländereien bereits zum Erzbistum Magdeburg gehörten.

Das Barockschloss entstand nach den Zerstörungen des 16. und 17. Jahrhunderts um 1736 unter dem braunschweigischen Staatsrat Johann Jacob von Lüdeke. Unter Max von Wuthenau erhielt es Ende des 19. Jahrhunderts seine heutige Gestalt im Stil der Neorenaissance. Die Wuthenaus investierten massiv und wandelten Hohenthurm ab 1836 zu einem preußischen Mustergut. Sie waren bis 1945 Besitzer von Schloss und Gut. Unter dem Gebäude blieb das rund 75 Quadratmeter große Kellergewölbe der früheren Schlossbrauerei erhalten. Die Anlage selbst steht derzeit leer und kann nicht besichtigt werden.

Das vermutlich älteste Bauwerk ist der 36 Meter hohe ortsnamensgebende Bergfried. Der einstige Eingang wurde zugunsten eines Zugangs über einen Verbindungsbau mit der Kirche aufgegeben. Im Erdgeschoss des hochromanischen Rundbaus blieb ein spätgotisches Sterngewölbe aus Backstein erhalten. Der Turm wird regelmäßig zu besonderen Anlässen geöffnet, heiratswillige Paare können sich im mittelalterlichen Ambiente das Ja-Wort geben.

Die ursprünglich einschiffige Hallenkirche im Stil der Romanik ist wie der Turm aus Porphyrbruchstein errichtet worden. Apsis und Chor im Osten steht ein rechteckiger Querturm mit romanischen Klangarkaden im Westen gegenüber. Das schlichte Innere wurde 1723 um eine Empore sowie ein Orgelprospekt erweitert. Die heutige Orgel wurde 1877 errichtet und 2014 generalüberholt.

Seit den 1970er Jahren dem Verfall preisgegeben, wurde die Kirche nach 1989 schrittweise restauriert und dient seit 1996 wieder als Gotteshaus. Im selben Jahr wurde ein neues Bleiglasfenster mit der Darstellung des Sündenfalls in der Apsis eingesetzt, 1997 ein Taufstein im schlichten historisierenden Stil aufgestellt und 2006 eines der beiden Giebelkreuze aus Sandstein ersetzt.


Infos

Burg, Schloss und Kirche, Von-Wuthenau-Platz, 06188 Landsberg
Infos zu Bessichtigungen des Turms und Veranstaltungenn unter www.hohenthurm.com

Sehenswertes in der Umgebung

Zwebendorfer Dorfkirche  Zwebendorf war zeitweilig Teil der Ortschaft Hohenthurm und gehört heute zu Reußen. Die Zwebendorfer Dorfkirche wurde um 1250 im romanischen Stil erbaut, später erweitert und im barocken Stil umgestaltet. Die Orgel entstand 1844 in der Werkstatt von Wilhelm Rühmann in Zörbig.

Hättet Ihr’s gewusst?

Wenn Ihr an Burgen denkt, dann kommen Euch sicherlich als erstes große Steinbauten in den Sinn. Die Mehrzahl der mittelalterlichen Festungsanlagen – vor allem in kleineren Orten – war aber auf künstlichen Hügeln aus Holz erbaut! Erst im 11. Jahrhundert ging man auch im Gebiet von Sachsen-Anhalt dazu über, Gebäude mit meterdicken Steinwänden zu errichten. Ein wichtiges Element war damals der sogenannte Bergfried. Meist auf der Hauptangriffsseite einer Burg gelegen, diente der schlanke, nahezu fensterlose Turm als Ausguck, Verteidigungsplattform, Tresor und später auch als Verlies.

Konrad sagt…

Konrad

„Zu meiner Zeit wurde Bier vor allem in den Klöstern gebraut. Erst im 12. und 13. Jahrhundert bekamen die Mönche Konkurrenz. So wie in Hohenthurm wurde auch auf vielen anderen Burgen Bier hergestellt.“