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Vulkane schufen vor 300 Millionen Jahren die Porphyrlandschaft nördlich von Halle. Alte Magmakerne wurden von Eiszeit und Erosion freigelegt. Den schönsten Abschnitt bilden die sogenannten Brachwitzer Alpen. Spuren menschlicher Siedlung lassen sich bis in die Altsteinzeit zurückverfolgen. Heute bieten einzigartige Naturschutzgebiete Lebensräume für eine Vielzahl bedrohter Tier- und Pflanzenarten.

Ganz so hoch wie ihre Namensgeber sind sie zwar nicht. Eindrucksvoll sind die schroffen Felsen der Brachwitzer Alpen am nördlichen Saaleufer aber in jedem Fall. Die Abbruchkante zieht sich über gut zwei Kilometer östlich von Brachwitz bis zum Morler Bach hin. Sie ist der schönste Teil der Porphyrlandschaft nördlich von Halle, die sich über eine Gesamtfläche von rund 500 Quadratkilometer erstreckt.

Entstanden ist diese einzigartige Landschaft vor rund 300 Millionen Jahren durch Vulkanaktivität. Nach einer Absenkung wurde sie bei der Auffaltung der Alpen vor etwa 135 bis 40 Millionen Jahre angehoben. Damals schob sich die Halle-Wittenberger Scholle an der Halleschen Störung über die Merseburger Scholle. Später trugen Eiszeit sowie Wind und Wetter weniger beständige Deckschichten ab, übrig blieben die festen Vulkankerne.

An den Brachwitzer Alpen ist das rötliche Vulkangestein besonders gut zu sehen. Dieses nutzten bereits die Wettiner, als sie im 10. Jahrhundert hier im slawisch-sächsischen Grenzland ihre nahe Stammburg erbauten. Zu jener Zeit konnte die Region bereits auf eine lange Siedlungsgeschichte zurückblicken. Schon in der Steinzeit dienten die aus dem flachen Land herausragenden Porphyrkuppen wie der Petersberg nomadischen Jägern als Ausguck.

Verschiedene Grabungen haben zudem rund um Brachwitz und das benachbarte Friedrichsschwerz Spuren menschlicher Siedlungen und Gräberfelder von der Bronzezeit bis ins frühe Mittelalter zutage gefördert. Darunter waren Gräber eines mit edelsten Bronzebeigaben ausgestatteten Kleinstkindes und von zwei wahrscheinlich geopferten Hunden. Mehrere Jahrhunderte älter als die urkundliche Ersterwähnung von Brachwitz 1297 in den Halleschen Schöffenbüchern war die slawische Burg, deren Ringwall noch heute auf dem Kirschberg zu erkennen ist.

Wie in der gesamten Region rund um Wettin und Löbejün wurde auch bei Brachwitz spätestens seit der Neuzeit nach Kohle gegraben. Reste der im 19. Jahrhundert aufgegebenen Schachtanlagen sind bis heute sichtbar, ebenso wie ehemalige Steinbrüche, in denen Porphyr gehauen wurde. Verschiedene Wanderwege führen durch die Naturschutzgebiete. Charakteristisch für die Landschaft sind Mager-, Trocken- und Halbtrockenrasen. Sie bieten seltenen Pflanzenarten wie dem Knabenkraut, der Schmalblütigen Traubenhyazinthe und dem Weißen Fingerkraut ebenso Lebensraum wie der Grauammer oder der Hosenbiene.


Infos

Kirche Brachwitz, Kirchplatz 1, 06193 Wettin-Löbejün

Infos zu Brachwitz und Umgebung beim Verein Brachwitzer Alpen e.V. www.facebook.com/brachwitzeralpen/

Infos zur Franzigmark und zum BUND-Umweltbildungszentrum www.bund-halle.com/franzigmark/  

Sehenswertes in der Umgebung

Dorfkirche St. Michael Die heutige Kirche wurde 1500 anstelle eines Vorgängerbaus aus dem 13. Jahrhundert errichtet. Aus jener Zeit datiert das spätgotische Stabwerkportal des Westquerturms. Im Inneren blieben ein Taufstein aus Sandstein von 1460, eine Messingtaufschüssel von 1649 sowie Altar und Kanzel im Stil des Barocks erhalten. Die Orgel wurde 1874 von der Orgelbauwerkstatt Wäldner aus Halle erbaut.

Friedrichsschwerz Der Brachwitzer Ortsteil entstand um 1769 auf Initiative des Preußenkönigs Friedrich II. für 20 Familien. Auch wenn sich die Gebäude im Laufe der Zeit wandelten, blieb die Struktur des Dorfes bis heute erkennbar. Neben dem Denkmal für den „Alten Fritz“ erinnert ein maßstabgerechtes Modell an die 1972 abgetragene Dorfkirche.

Die Felsenbühne Am Saaleufer, gleich neben den Café Saalekiez, befindet sich die Felsenbühne. Die Felslandschaft bietet die Kulisse für verschiedene Open-Air-Veranstaltungen wie Konzerte oder Sommerkino.

Franzigmark Die Porphyrkuppenlandschaft nördlich der Saale wurde lange Zeit als militärisches Übungsgelände genutzt. Heute ist das Gebiet als Fauna-Flora-Habitat ausgewiesen und Teil des Naturparks Unteres Saaletal. Auf den Magerrasenflächen sind zahlreiche gefährdete Pflanzen- und Tierarten heimisch. Die Umweltorganisation BUND betreibt dort ein Umweltbildungszentrum mit Seminarhaus.

Hättet Ihr’s gewusst?

Mit ihren 413 Kilometern liegt die Saale auf Platz sieben der längsten Flüsse Deutschlands und ist nach der Moldau der zweitlängste Elbzufluss. Nach ihr ist sogar eine eigene Kältephase in der Erdgeschichte benannt, der Saale-Komplex. Vor rund 300.000 bis 130.000 Jahren breiteten sich – wahrscheinlich unterbrochen von einer „kurzen“ Warmzeit – die skandinavischen Inlandgletscher bis hierher aus. Die heutige Landschaft ist das Ergebnis dieser und der späteren Weichselkaltzeit. Wegen seiner schönen und wertvollen Landschaft ist das Untere Saaletal von Halle bis hinter Nienburg als Naturpark geschützt.

Konrad sagt…

Konrad

„Schade, dass ich keine Elefanten besaß. Sonst hätte ich wie einst Hannibal mit ihnen über die Alpen ziehen können. Aber eine Wanderung über die Brachwitzer Alpen ist auch ohne Elefanten ein Erlebnis.“