Hoch über der Saale thront auf einem Porphyrrücken die Burg Wettin. Der Stammsitz des Fürstengeschlechts der Wettiner wurde über die Jahrhunderte mehrfach erweitert und umgebaut.
Wie bei vielen Adelsdynastien liegen auch die Anfänge der Wettiner im Dunkeln. Bevor sie sich nach dem 961 erstmals urkundlich erwähnten Burgward „civitas Vitin“ benannten, waren ihre Urahnen vermutlich im sächsischen Schwaben- und Harzgau ansässig.
Die Burg Wettin entstand anstelle eines slawischen Vorgängerbaus und erlangte mit der zugehörigen Siedlung seit dem 10. Jahrhundert größere Bedeutung für die deutschrechtliche Kolonisation der slawisch besiedelten Gebiete östlich von Elbe und Saale.
Grabungen zufolge befand sich die einstige Stammburg auf dem Gebiet der Unterburg. 980 wurde das einstige Bauwerk durch Markgraf Rikdag II. von Meißen (978-985) bedeutend erweitert und kam 985 an seinen Zögling Dedo I. Er war der Sohn Dietrichs I., des mutmaßlichen Ahnherrn der Wettiner.
Unter Konrad I. (1098-1157) wurde die gesamte Anlage ausgebaut und um die Oberburg als Sitz des Burggrafen erweitert. 1217 ging sie nach dem Erlöschen der Grafenlinie in den Besitz der wettinischen Grafen von Brehna über, die sie 1288 an das Erzbistum Magdeburg verkauften.
Während sich die wettinischen Machtzentren in den kommenden Jahrhunderten nach Süden und Osten verlagerten, wechselten Ober- und Unterburg häufig die Lehensnehmer und später auch die Besitzer. Die mittelalterlichen Strukturen der Burg verschwanden durch Um- und Neubauten, 1660 vernichtete der große Stadtbrand auch den Großteil der Oberburg.
Seit 1935 wird die Anlage als Bildungseinrichtung genutzt, zunächst als sogenannte Gauführerschule der NSDAP. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente sie als Sitz der Schäfer- und der Ingenieurschule für Agrochemie und Pflanzenschutz. Seit 1991 residiert hier das Burg-Gymnasium mit Spezialzweig und Internat für Bildende Kunst.
Infos
Burg Wettin, Burgstraße 1, 06193 Wettin-Löbejün. Führungen nach Vereinbarung.
Nikolaikirche Wettin, Am Nikolaikirchhof, 06193 Wettin-Löbejün
Tourist-Information im Rathaus
Geöffnet Mo/Di 12-17, Do 12-18, Fr 11-17 Uhr. Organisation von Stadtführungen, Besichtigung des Bismarckturms und der Nikolaikirche.
Adresse: Burgstr. 1,
06193 Wettin-Löbejün,
Tel. 033607-20320
www.wettin.de
Sehenswertes in der Umgebung
Rathaus und Marktplatz Am westlichen Ende des lang gezogenen Marktplatzes steht das Rathaus von Wettin. Der markante Bau mit schlankem Turm entstand nach dem verheerenden Stadtbrand von 1660 im Stil der Renaissance neu. Am Platz blieben sehenswerte Fachwerkgebäude und die historische Apotheke erhalten.
St. Nikolaikirche Die Geschichte der romanisch-gotischen Hallenkirche reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Sie wurde in den 1990er Jahren aufwendig saniert. Über dem historischen Taufbecken befindet sich der „Himmelskörper“, eine moderne Taufengel-Skulptur von Thomas Leu.
Kopie vom Fürstenzug Nicht ganz so lang wie das 102 Meter zählende Original am Dresdener Stallhof, aber dennoch beeindruckend ist die Kopie des Wettiner Fürstenzuges. Die detailgetreue Miniaturdarstellung ziert seit 2008 eine Hauswand in der Saalestraße.
Bismarckturm Der westlich der Altstadt auf dem Großen Schweizerling gelegene 21 Meter hohe Bau wurde 1905 eröffnet. Bei gutem Wetter reicht die Sicht bis zum Brocken.
Hättet Ihr’s gewusst?
Auch wenn adlige Kinder im Mittelalter viel bessere Lebensumstände hatten als ihre bäuerlichen Altersgenossen, mussten sie doch viele Pflichten am Hofe erfüllen. So zog etwa Dedo I. von Wettin bereits mit 16 Jahren als Befehlshaber eines ganzen Heeres in den Krieg.
Konrad sagt…
„Wir Wettiner sind weit herumgekommen. Die britische Queen Elizabeth II. entstammt unserer ernestinischen Linie. Stolz bin ich auf August den Starken aus unserer albertinischen Linie. Der war nicht nur König von Sachsen, sondern auch König von Polen und Großherzog von Litauen.“