Der schlanke Bergfried weist den Weg zur Burganlage von Zörbig. An der Stelle einer frühslawischen Wehrsiedlung errichtet, gehörte sie zu den ältesten Besitzungen der frühen Wettiner und war lange mit diesen verbunden. Heute befindet sich im barocken Wettinerschloss das KulturQuadrat, das Kultur- und Bildungszentrum der Stadt.

Die „civitas Curbici“ wurde vermutlich auf einer stattlichen slawischen Stammesburg errichtet. Der Burgward wurde 961 erstmals urkundlich erwähnt: Kaiser Otto I. schenkte ihn dem Magdeburger Moritzkloster. Bereits kurze Zeit später muss er in den Besitz der frühen Wettiner gekommen sein, denn diese wurden im Jahr 1009 als Lehnsmänner von Kaiser Heinrich II. für Zörbig bestätigt.

Bei der Teilung unter den Söhnen Konrads des Großen kam Zörbig 1156 in den Besitz von Friedrich I. von Brehna und verlor in der Folge an Bedeutung. Bevor die Wettiner es 1347 zurückerlangten, gehörte es zwischenzeitlich dem Erzbistum Magdeburg und den Markgrafen von Brandenburg.

Älteste erhaltene Zeugnisse im Schlossbezirk sind die aus dem 12. Jahrhundert stammenden Burgmauern und der Bergfried. Gut erkennbar ist dessen aus Bruchsteinen errichtete Grundsubstanz, die im 16. Jahrhundert durch einen Backsteinaufsatz und ein Kegeldach erweitert wurde. Der weitere Ausbau fällt bereits in die Zeit der Herzöge von Sachsen-Merseburg. Herzog August machte die vom 30-jährigen Krieg stark zerstörte Stadt 1691 zu seiner Residenz und erweiterte seinen Namen um den Ortszusatz Zörbig.

Ab 1695 ließ August das heute noch erhaltene Barockschloss erbauen. Die dreiflügelige Anlage wurde erst fünf Jahre nach seinem Tod 1720 vollendet. Augusts Neffe Moritz Wilhelm überließ das Schloss seiner Witwe Hedwig von Mecklenburg-Güstrow als Sitz. Nach deren Tod verfiel das Anwesen zusehends und wurde nach Umbauten ab 1790 als kursächsisches Kreisgericht, Rentamt und Gefängnis genutzt.

1951 bezog das Zörbiger Heimatmuseum seinen Sitz in der historischen Schlossanlage. Heute befinden sich dort zudem das Stadtarchiv und die städtische Bibliothek, die zusammen das „KulturQuadrat“ bilden. Der Burghof dient als Kulisse für verschiedene Kulturveranstaltungen. Das Heimatmuseum lädt mit seinen rund 10.000 Exponaten zu einer Reise von der Ur- und Frühgeschichte bis hinein in die jüngste Gegenwart Zörbigs ein. Im Museumscafé im restaurierten Aktuarhaus können Besucher mit Blick auf eine historische Dampfmaschine speisen. Sie stammt aus der Saftfabrik, in der seit 1873 Zuckerrübensirup und später Marmeladen produziert wurden.


Infos

KulturQuadrat Zörbig, Am Schloß 10, 06780 Zörbig
Öffnungszeiten:

Service für Radelnde: E-Ladestation vor Ort

Sehenswertes in der Umgebung

St. Mauritius Die Stadtkirche wurde 1202 erstmals als Filiale des Petersberger Klosters urkundlich erwähnt. Nach einem Brand entstand bis 1539 die heutige spätgotische Kirche. Erhalten blieben der aus Bruchsteinen errichtete spätromanische Westturm des Ursprungsbaus sowie ein hölzernes Kruzifix (ca. 1230). Der barocke Schnitzaltar von 1694 erinnert an vergleichbare Kunstwerke aus dem süddeutschen Raum.

Altstadt Von der Stadtbefestigung aus dem 15. Jahrhundert blieb der Hallesche Turm erhalten. Mit schmucken Renaissancegiebeln ausgestattet überragt er die umliegende Bebauung. Eindrucksvoll ist auch das neogotische Rathaus von 1846. Auf dem Markt davor wurde 1989 eine Kopie der historischen Kursächsischen Postmeilensäule aus den 1730er-Jahren aufgestellt.

Orgelbau Rühlmann Die 1883 im Stil der Neorenaissance an der Radegaster Straße errichtete „Orgelbau-Anstalt Wilhelm Rühlmann“ erinnert an die einst weit über Sachsen-Anhalt hinaus bekannte Familie von Orgelbauern. Wilhelm Rühlmann sen. und sein Sohn Wilhelm jun. schufen im 19. und frühen 20. Jahrhundert fast 500 Orgeln. Viele von ihnen kann man heute noch in den Kirchen Sachsen-Anhalts und Sachsens hören.

Hättet Ihr’s gewusst?

Auf dem Zörbiger Markt steht der „Saftjunge“ und leckt sich genüsslich den Finger. Die Brunnenskulptur von 1957 soll daran erinnern, dass Zörbig sich seit den 1870er-Jahren zu einer der wichtigsten Produktionsstätten von Zuckerrübensirup in Europa entwickelte. Bis 1988 wurden in der Stadt jährlich bis zu 3500 Tonnen von dem süßen Aufstrich hergestellt. Heute könnt Ihr neben der „Original Zörbiger Überrübe“ auch viele leckere Marmeladen aus Zörbig genießen.

Konrad sagt…

Konrad

„Schon verwirrend, so ein Spaziergang durch Zörbig. Da geht man plötzlich durch Ägypten, durchquert das Rote Meer und landet dann im Paradies. Niemand weiß so ganz genau, wie es zu diesen Straßennamen kam. Als ,Ägypter‘ hat man früher wohl Menschen genannt, die außerhalb der Stadttore wohnten, beim ,Roten Meer‘ soll es sich um ehemalige Wassertümpel handeln und das ,Paradies‘ könnte auf die nahe Kirche hinweisen.“