Viele Fragen ranken sich um das markante Bauwerk und seinen Standort. Bis heute thront St. Crucis als einziges Überbleibsel einer einst wohl mächtigen Burg über dem beschaulichen Landsberg. Die besondere Form als Doppelkapelle deutet auf die herausragende Bedeutung ihres Stifters hin.
Vermutlich ließ Dietrich II. die Burg erbauen. Der Sohn Konrads des Großen erhielt nach dessen Abdankung 1156 die Markgrafschaft Lausitz, zu der auch die alte Slawenburg auf der Landsberger Porphyrkuppe gehörte. In den folgenden Jahren ließ Dietrich Landsberg zu seinem Hauptsitz ausbauen. Als enger Gefolgsmann von Kaiser Friedrich Barbarossa (1152-1190) orientierte sich der Wettiner wohl stark an der damals geltenden Formensprache des Hochadels.
So spiegelt die auffällige Bauweise von St. Crucis (ca. 1170-1185) als Doppelkapelle mit drei zweigeschossigen Apsiden die Nähe zur staufischen Reichsarchitektur wider. Die zeichnete sich durch eine Vorliebe für mehr Bauschmuck und Gliederungsmotive als frühere Abschnitte der Romanik aus. Das Übereinander von zwei funktional voneinander getrennten Kirchenräumen erfreute sich vor allem beim Hochadel der Stauferzeit großer Beliebtheit. Dabei war beispielsweise ein Raum für repräsentative liturgische Handlungen vorgesehen, die darüber gelegene Kapelle privaten Messen vorbehalten.
Die beiden Ebenen des Zentralbaus sind durch eine quadratische Öffnung in der Mitte miteinander verbunden, die von vier tragenden Pfeilern flankiert wird. Die Gewölbe werden von schlanken Säulen getragen, deren Kapitelle filigran gearbeitete Figuren-, Tier- und Pflanzenmotive zieren. Die Blutsäule in der Oberkapelle, eine antike Marmorsäule mit roten Einschlüssen, soll Dietrich II. aus Italien mit ins Wettiner Land gebracht haben. Sehenswert sind zudem der gotische Schnitzaltar von 1530 sowie das romanische Bogenfeld über dem Portal.
Von 1261 bis zum Verkauf an die Askanier 1291 war Landsberg der Sitz der gleichnamigen Markgrafschaft. Danach begann der Bedeutungsverlust von Burg und Stadt, der auch nicht aufgehalten wurde, nachdem die Wettiner den Ort wieder zurückerlangt hatten. Schon um 1514 war die Burg fast vollständig zerstört, später wurden große Teile des Berges als Steinbruch genutzt. Die Doppelkapelle dient heute als evangelisches Gotteshaus, für Trauungen sowie Kulturveranstaltungen.
Infos
Doppelkapelle St. Crucis, Hillerstraße 8, 06188 Landsberg
Informationen zu Führungen und Besichtigungen unter www.stadt-landsberg.de/de/fuehrungen.html
St. Nikolai, Landsberg, An der Kirche, 06188 Landsberg
Felsenbad, Bergstraße 06188 Landsberg
Öffnungszeiten: In der Saison täglich 10-19 Uhr.
Sehenswertes in der Umgebung
Rathaus Das im Stil der Spätrenaissance errichtete Gebäude wurde nach einem Brand 1683 neu aufgebaut und später mehrfach erweitert. Besonders schön ist der 1901 errichtete Vorbau mit barockisierendem Giebelfeld und kleinem Laubengang über dem Portal.
Postmeilensäule Auf dem Marktplatz trafen sich die Handelsrouten von Leipzig nach Hamburg und nach Berlin. 1730 wurde dort ein Obelisk mit Entfernungsangaben und Zielorten aufgestellt. Diese kursächsische Postmeilensäule wurde 1815 von den preußischen Behörden entfernt, seit 1989 steht am alten Standort eine originalgetreue Kopie.
Nikolaikirche Das im Ursprung romanische Gotteshaus wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts errichtet und mehrfach umgebaut sowie erweitert. Über dem Südeingang blieb ein romanisches Tympanon mit dem Heiligen Nikolaus erhalten.
Felsenbad Vom Kapellenberg fällt der Blick auf das idyllisch am Fuße gelegene Felsenbad, das in den Sommermonaten mit einem 50-Meter-Becken und Sprungturm die Gäste empfängt.
Hättet Ihr’s gewusst?
Die Blutsäule in der Doppelkapelle hat ihren Namen von einem physikalischen Effekt: Bei Temperaturschwankungen kondensiert Wasser auf der harten Marmoroberfläche. Die vielen roten Eisenoxideinschlüsse geben ihm dann beim Herunterfließen die rote Farbe und erwecken den Eindruck, dass die Säule „blutet“.
Konrad sagt…
„Schön zu sehen, wie sich Landsberg entwickelt hat. Im Felsenbad mit Blick auf unsere Doppelkapelle zu schwimmen, das könnte mir gefallen. Und eine eigene Brauerei gab’s zu unseren Zeiten auch noch nicht.“